Diese Seite enthält einige Hinweise zum Stil von Bachelor- und Master-Arbeiten, die ich üblicherweise den von mir betreuten Kandidaten gebe. Stilfragen sind sehr persönlich. Wenn Sie nicht von mir betreut werden, fragen Sie unbedingt den Betreuer Ihrer Arbeit.
Auch wenn Sie von mir betreut werden, sollten Sie mal einen Entwurf dem Zweit-Gutachter zeigen. Eventuell sind die Kriterien etwas anders. Falls sich die Wünsche von mir und dem Zweit-Gutachter deutlich widersprechen, wäre natürlich ein Treffen zu Dritt notwendig. Meist ist es aber eher so, dass dem einen Dinge wichtig sind, die der andere als weniger wichtig empfindet, und deshalb vielleicht nicht erwähnt hat.
Es gibt natürlich auch viele andere Sammlungen von Hinweisen für die Anfertigung von Abschluss-Arbeiten. Allgemeine Hinweise finden Sie auf meiner Link-Seite. Hinweise speziell für Informatik-Arbeiten:
Software
- Grundsätzlich steht Ihnen die Wahl der Software, die Sie zum Schreiben Ihrer Arbeit verwenden, frei. Sie müssen am Ende eine PDF-Datei (und gedruckte und gebundene Exemplare) abgeben.
- Ich würde Ihnen allerdings LaTeX empfehlen. Z.B. gibt es für Windows die MikTeX-Distribution. Ich glaube, das LaTeX für Informatiker ein sehr passendes System ist, um Texte zu schreiben. Wenn Sie vorher noch nie mit LaTeX gearbeitet haben, sollten Sie etwas mehr Zeit einplanen, um sich daran zu gewöhnen (ca. 2-3 Wochen).
Zeichensatz
- Ich persönlich kann den Text am besten lesen, wenn Sie eine 12pt-Schrift wählen. Wenn Ihnen das viel zu groß erscheint, wäre eine 11pt-Schrift noch ein Kompromiss. Eine 10pt-Schrift wäre mir eindeutig zu klein.
- Achten Sie auch darauf, dass Beschriftungen von Bildern/Zeichnungen gut zu lesen sind.
Rand
- Achten Sie auf ausreichend Rand auf der Seite, auf der die Arbeit geheftet/gebunden wird. Man muss die Textzeiten ohne Probleme lesen können. Ich persönlich brauche keinen breiten Korrektur-Rand, aber der Rand auf der anderen Seite sollte auch optisch ansprechend sein. Ein allzu schmaler Rand würde komisch aussehen.
- Üblich ist Blocksatz, alle Zeilen sollten also gleich breit sein. Bei LaTeX sollten am Ende keine "overful hbox" oder ähnliche Warnungen mehr ausgegeben werden (das passiert, wenn LaTeX keine gute Trennstelle findet). Legen Sie rechtzeitig die endgültige Breite der Zeilen fest, und kümmern Sie sich um diese Warnungen. Wenn Sie das alles für die Endredaktion übrig lassen, macht es dann gar keinen Spaß mehr. (Es macht nie Spaß, aber wenn es nur eine oder wenige Warnungen sind, hat man es relativ schnell erledigt.)
Rechtschreibung
- Achten Sie auf korrekte Rechtschreibung. Eine sehr kleine Anzahl von Fehlern ist wohl tolerierbar (wir machen alle gelegentlich Fehler), aber denken Sie daran, dass z.B. auch ein potentieller Arbeitgeber Sie nach Ihrer Abschlussarbeit fragen könnte. Sie wollen mit Ihrer Arbeit einen guten Eindruck machen.
- Die korrekte Rechtschreibung gilt auch schon für Vorversionen, die Sie Ihrem Betreuer zeigen. Lesen Sie Ihre Arbeit, bevor Sie sie aus der Hand geben! Der Betreuer freut sich auch, wenn er mit Ihnen nicht über Rechtschreibung sprechen muss, sondern seine Zeit auf die Informatik-Inhalte verwenden kann.
- Ich bin vor der Rechtschreibreform zur Schule gegangen, und bei mir hat sich die Kommaregel für den erweiterten Infinitiv besonders eingebrannt (in diesem Fall war immer ein Komma zu setzen). Ich weiss, dass man das Komma nach der Rechtschreibreform unter bestimmten Bedingungen weglassen darf. Es aber weiter zu setzen, ist niemals falsch. Wenn Sie es also weglassen, würde es mich freuen, wenn Sie mir die Regeln erläutern könnten. Denn soviel habe ich verstanden: Man muss die Regeln genau kennen, wenn man es weglässt — man darf es keineswegs immer weglassen.
- Ein Relativsatz (mit Relativpronomen der/die/das oder welcher/welche/welches) muss immer durch Kommata abgetrennt werden. Beispiel: "Ein Nebensatz, der mit einem Relativpronomen beginnt, braucht Kommata." Wie gesagt: Ich bin kein Experte für Rechtschreibung, sondern habe nur eine normale Schulbildung (und das ist ziemlich lange her). Wenn Sie etwas besser wissen, teilen Sie es mir mit.
- Auch hinsichtlich der Groß-/Kleinschreibung fragen Sie doch Google, wenn Sie unsicher sind. Es gibt viele Webseiten und Foren, die sich mit der Rechtschreibung befassen.
Weitere Hinweise zur Strukturierung und Formatierung
- Vermeiden Sie seitenweise Fließtext ohne sichtbare Struktur. Versuchen Sie, die gedankliche Struktur des Textes auch optisch sichtbar zu machen, und damit den Leser zu unterstützen. Es ist ja ein technischer Text, kein Roman. Verwenden Sie also Aufzählungen und Unterüberschriften. Zeichnungen sind auch hilfreich.
- Ein „Anführungszeichen auf” muss in einem gedruckten Text anders aussehen als ein „Anführungszeichen zu”. Mir ist persönlich nicht besonders wichtig, ob das „Anführungszeichen auf” unten steht (das wäre korrekt in einem deutschen Text) oder oben (amerikanisch). Aber die typographischen Anforderungen an Ihre Abschlussarbeit sind jedenfalls höher als bei einer EMail oder auch bei einer Webseite.
- Achten Sie auch darauf,
dass es nicht an ganz unpassenden Stellen Zeilenumbrüche gibt
(z.B. zwischen einem Zahlwert und einer Einheit).
In LaTeX gewöhnen Sie sich am besten gleich daran,
~
zu tippen für Leerzeichen, an denen kein Zeilenumbruch erlaubt ist. Üblicherweise macht man das auch nach Punkten, die keinen Satz beenden, z.B. nach „z.B.” oder Initialen von Personen. Ein Punkt am Zeilenende könnte ein Satzende suggerieren. - Wenn Sie auf Abbildungen, Tabellen oder Definitionen verweisen, die mehr als ein oder zwei Seiten entfert sind, ist es freundlich, die Seite mit anzugeben (in LaTeX gibt es dafür \pageref). Es stört den Lesefluss, wenn man erst länger suchen muss.
- Zahlen bis Zwölf schreibt man als Wort aus, wenn es nicht in einem mathematischen Kontext ist oder der konkrete Zahlwert im Vordergrund steht (in einer Formel, einem Geldbetrag etc.).
- Auch hier gilt: Achten Sie auf solche Dinge schon beim ersten Entwurf, den Sie mir zeigen. Das spart uns Zeit, und wir können uns auf Wichtigeres konzentrieren.
Titelseite
-
Die wichtigste Information auf der Titelseite ist
- der Titel der Arbeit,
- Ihr Name (der Name des Autors),
- und dass es sich um eine Bachelor- bzw. Master-Arbeit handelt (eventuell auch der Studiengang).
- In diesem Zusammenhang sollte auch das Institut für Informatik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erwähnt werden (die Institution, wo Sie die Arbeit eingereicht haben).
- Außerdem ist das Abgabedatum wichtig, oder zumindest der Monat und das Jahr.
- Viele Studierende verwenden das Siegel der Universität auf dem Titelblatt. Ich halte es für bedenklich, weil es ja in erster Linie Ihre Arbeit ist, und kein offizielles Dokument der Universität. Es wird vielleicht zu einem Dokument der Universität, wenn die Arbeit mindestens mit 4.0 bewertet wird (also bestanden ist). Ich kenne mich mit solchen rechtlichen Fragen nicht aus. Da viele Studierende das Siegel verwenden, werden Sie deswegen wohl keine Schwierigkeiten bekommen. Ich persönlich würde es lassen.
- Irgendwo am Anfang sollten Sie auch mich als Betreuer erwähnen, möglicherweise auch den Zweitgutachter (das scheint mir nicht so wichtig, der Themensteller ist doch meist sehr viel mehr involviert, und reicht als erreichbarer Ansprechpartner). Falls Sie mich auf der Titelseite erwähnen, machen Sie es unten, in einem kleinen Font. Manche Studierenden haben meinen Namen größer gedruckt als ihren eigen Namen. Das erscheint mir völlig unpassend.
- Es wäre günstig, wenn Sie eine E-Mail-Adresse nennen, unter der Sie auch nach Abschluss Ihres Studiums erreichbar sein werden. Es könnte ja sein, dass wir später noch etwas fragen wollen, z.B. ob Sie in den Danksagungen einer wissenschaftlichen Arbeit erwähnt werden wollen, oder sogar Mitautor werden.
Ausdrucksweise
- Nicht alles, was man mündlich sagt, würde man auch so in einem wissenschaftlichen Text schreiben. Bemühen Sie sich um "Schriftdeutsch", ohne zu hochgestochen und übertrieben vornehm zu klingen.
- Vermeiden Sie zu lange und kompliziert geschachtelte Sätze. Ihre Arbeit sollte einfach zu lesen sein. Man soll sich auf den Inhalt konzentrieren können.
- Allzu häufige Verwendung von "ich" ist in wissenschaftlichen Texten unüblich (es steht ja das Ergebnis im Vordergrund). Wenn man natürlich sagen will, was man selbst im Unterschied zu früheren Ansätzen gemacht hat, wäre "ich" völlig richtig und Umschreibungen wie "der Autor dieser Arbeit" klingen komisch.
- Auch das englisch häufige "we" ins Deutsche zu übertragen, wirkt merkwürdig. Im Deutschen bleiben Sie besser beim Singular. Sie haben den Text ja allein verfasst (hoffentlich).
- Verwenden Sie keine zu kompliziert geschachtelten Sätze. Drücken Sie sich relativ einfach aus. Man sollte sein Denkvermögen auf den Inhalt verwenden können, und sich nicht schon anstrengen müssen, um der Satzstruktur zu folgen.
- Bei Fachworten ist es kein Problem, wenn das gleiche Wort mehrfach hintereinander im Text verwendet wird. Ansonsten sollte man sich wie in jedem Text um etwas Abwechselung bemühen.
Einleitung
- In der Einleitung hat man zuerst eine kurze Einführung in das Themengebiet, damit der Leser auch verstehen kann, worum es überhaupt geht.
- Dann, oder auch damit zusammen motiviert man die Arbeit, warum also die untersuchte Frage oder das gelöste Problem wichtig und interessant sind.
- Man sollte auch die Aufgabenstellung bzw. das Ziel der Arbeit explizit formulieren. Es ist natürlich möglich, dass das Ziel im Laufe der Bearbeitung des Themas leicht modifiziert wird. In der Einleitung sollte dann eher die finale Fassung stehen, die auch zum späteren Inhalt passt. Das ist natürlich auch ein Punkt, der mit dem Betreuer abgesprochen werden muss. Zumindest wenn Sie den Abschnitt "Aufgabenstellung" nennen, muss der Betreuer/Themensteller ja auch das Gefühl haben, dass seine Aufgabe richtig wiedergegeben ist.
- Man sollte kurz zusammenfassen, was andere schon in dieser Richtung gemacht haben, also eine ganz kurze Literaturübersicht, und ggf. auch frühere Abschlussarbeiten, auf denen man aufbaut. Üblicherweise hat man später noch ein eigenes Kapitel zur Literaturübersicht, in dem man ausführlicher auf vorangegangene Arbeiten eingeht.
- Die Einleitung schließt üblicherweise mit einer kurzen Beschreibung des Aufbaus der Arbeit. D.h. jedes Kapitel wird in wenigen Sätzen kurz angesprochen.
- Eine typische Einleitung ist ca. 3-5 Seiten lang. Es ist möglich, dass manche Leser nur die Einleitung lesen, um einen Überblick über den Inhalt der Arbeit zu bekommen. Es sollten also auch schon die wichtigsten Ergebnisse in der Einleitung erwähnt werden. Man kann das in dem Abschnitt über den Aufbau der Arbeit machen, oder auch in einem eigenen Abschnitt.
- Im Prinzip kann man die Einleitung erst schreiben, wenn die Arbeit schon fertig ist. Ich empfehle aber, eine erste Version der Einleitung gleich zu schreiben, und im Laufe der Arbeit dann mehrfach zu überarbeiten. Wenn man eine gute Motivation schreibt, kann das einen auch selbst motivieren. Auch die Zielstellung der Arbeit wäre ja schon zu Anfang wichtig. Außerdem muss man ja davon ausgehen, dass der spätere Leser die Arbeit sequentiell liest. Um das zweite Kapitel gut schreiben zu können, braucht man daher schon wenigstens einen ungefähren Kontext aus der Einleitung im ersten Kapitel. Am Ende wird man die Arbeit natürlich trotzdem nochmal selbst von vorne nach hinten durchgehen, und größere Duplizierungen entfernen, sowie notwendiges Vorwissen rechtzeitig liefern.
- Die Einleitung ist ein besonders wichtiger Teil der Arbeit, weil man damit einen ersten Eindruck macht. Auch der Gutachter wird nach einer schönen Einleitung positiver gestimmt weiterlesen, als wenn die Einleitung den Eindruck macht, in letzter Minute "zusammengeschustert" zu sein. Fangen Sie deswegen mit der Einleitung rechtzeitig an, und nehmen Sie sich Zeit für Überarbeitungen.
Vorausgesetzte Vorkenntnisse
- Die wichtigsten Leser der Arbeit sind natürlich die beiden Gutachter. Ich sollte alles ohne Probleme verstehen können.
- Sie sollten die Arbeit aber so schreiben, dass auch andere Studenten in Ihrer Situation es gut verstehen können. Sie können natürlich die Inhalte der Vorlesung "Einführung in Datenbanken" voraussetzen. Es macht wenig Sinn, das relationale Modell und SQL nochmals zu erklären. Wenn Sie das tun, sollten Sie es jedenfalls sehr kurz und prägnant machen.
- Es ist ok, wenn Sie möchten, dass auch Ihre Großmutter, die nicht Informatik studiert hat, den Anfang der Einleitung verstehen kann. Vielleicht sogar große Teile der Einleitung. Aber dann sollten Sie auf ein Level kommen, dass passend für Informatik-Studenten ab dem 4-5. Semester ist. Ganz kurze Wiederholungen sind natürlich immer ok, vielleicht sogar hilfreich. Aber es nützt gar nichts, wenn Sie sehr weit ausholen ("bei Adam und Eva beginnen").
Eigenständigkeit
- Versuchen Sie, eigene Beispiele zu machen, statt Beispiele aus der Literatur oder Vorlesungsskripten zu kopieren. Wenn es sich natürlich um Standard-Beispiele handelt, die in der Literatur überall vorkommen (wie z.B. die Transitive Hülle in Datalog), können Sie die auch verwenden. Für solche extrem verbreiteten Standard-Beispiele brauchen Sie auch keine Literatur zitieren. Wenn Sie sicher sind, dass der Gutachter das Beispiel auch kennt, weiss er ja, dass das kein Beitrag von Ihnen ist. Insofern kann auch kein Plagiat vorliegen. Im Gegenteil würde eine bestimmte Literaturquelle direkt zu dem Beispiel den Eindruck machen, Sie wüssten nicht, dass auch der jeweilige Autor nicht die Originalquelle ist. Natürlich sollen Sie alle verwendete Literatur angeben, aber in diesem Fall reicht ein allgemeiner Hinweis irgendwo in Ihrer Arbeit, nicht speziell zu dem Beispiel.
- Nehmen wir an, Sie verwenden in Ihrer Arbeit die Technologie XY, die ich nicht kenne, oder die ein typischer Informatik-Student im 5. Semester nicht kennt. Dann sollten Sie eigentlich in Ihrer Arbeit eine kurze Einführung in diese Technologie haben, so dass man verstehen kann, wie Ihr Programm funktioniert. Falls es aber schon viele gute Tutorials zu Technologie XY gibt, würde es Ihnen jedenfalls keine Punkte bringen, wenn Sie so ein Tutorial ins Deutsche übersetzen (Sie müssen die Quelle natürlich unbedingt nennen, sonst wäre es ein Plagiat). Es wäre zu überlegen, ob Sie ein eigenes Tutorial schreiben, was speziell auf die Verwendung in Ihrem Programm ausgelegt ist. Vielleicht braucht man ja gar nicht "alles" über die Technologie XY zu wissen, um Ihr Programm verstehen zu können. Wenn das aber keine wesentliche Abkürzung wäre, und Sie ein bestimmtes Tutorial schon für unverbesserbar halten, können Sie auch nur auf dieses Tutorial verweisen. Vielleicht können Sie die Erläuterungen zu Ihrem Programm dann etwas ausführlicher machen, so dass man auch folgen kann, ohne das Tutorial gelesen zu haben. Der Gutachter erwartet ja, das es ausreicht, maximal 80 Seiten zu lesen, um ein fundiertes Gutachten schreiben zu können. Wenn er sich zusätzlich noch durch lange Tutorials durcharbeiten muss, könnte das ein Problem sein.
Literaturüberblick
- Ein Literaturüberblick ist ein praktisch unverzichtbarer Bestandteil jeder Abschlussarbeit. Der Anspruch einer Abschlussarbeit (wie jeder wissenschaftlichen Arbeit) ist ja, einen neuen Beitrag zum aktuellen Wissensstand geleistet zu haben. Das kann auch die Entwicklung eines Programms sein, das es nicht schon in ähnlicher Art gab, das also neue Ideen enthält. Um den Leser (z.B. den Gutachter) von diesem Neuigkeitsanspruch zu überzeugen, sollten Sie aber zeigen, dass Sie sich in der vorhandenen Literatur einigermaßen auskennen. Sie müssen also einige relevante wissenschaftliche Arbeiten oder entfernt ähnliche Programme angeschaut haben, und dann erklären, worin die Unterschiede zu Ihrer Arbeit bzw. Ihrem Programm liegen.
Strukturierung, Präzision
- Es muss sehr klar werden, was Sie genau meinen. Verwenden Sie die Formalismen, die Sie im Studium kennengelernt haben. Z.B. ER-Diagramme und Grammatiken, sowie mathematisch präzise Definitionen wie Sie das z.B. von der Definition eines endlichen Automaten kennen.
- Wenn Sie Pseudocode schreiben, achten Sie darauf, dass es dem Leser recht leicht möglich wäre, daraus vollständigen, lauffähigen Programmcode zu entwickeln. Es soll dem informatisch kundigem Leser nicht unklar bleiben, wie Sie etwas gemeint haben.
- Die Korrektheit von Aussagen muss für den Leser einsichtig sein. Eine Begründung oder Beweis wäre wünschenswert. Auch wenn Sie eine relativ allgemeine Bemerkung in der Einleitung machen, die wahr oder auch falsch sein könnte, achten Sie darauf, dass sie mit Zitaten belegt ist. Idealerweise sollte die referenzierte Quelle "vertrauenswürdig" sein, also z.B. eine offizielle Quelle für Statistiken (eine staatliche Stelle oder ein Industrieverband etc.) oder natürlich eine wissenschaftliche Arbeit. Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Bereich der Informatik sollten normalerweise in der DBLP oder der ACM Digital Library gelistet sein, um als vertrauenswürdig gelten zu können. Ihre Abschlussarbeit ist ja auch eine wissenschaftliche Arbeit und sollte nur korrekte Aussagen enthalten. Es reicht nicht, dass Sie etwas irgendwo mal gehört haben, oder auf irgendeiner Webseite mal gelesen haben.
- Informatik ist ein mathematisch-technisches Fach. Es geht nicht darum, in der Arbeit elegant formulieren zu können, und nur einen Text zu schreiben, der letztendlich an der Oberfläche bleibt. Natürlich ist ein stilistisch guter Text durchaus wünschenswert, aber Sie brauchen auch handfeste, konkrete, verständliche Ergebnisse. Beispiele sind immer etwas Konkretes. Natürlich auch die Nutzung der oben erwähnten Formalismen. Wenn Sie ein Programm entwickelt haben, wird der Quellcode normalerweise nicht in Ihrer Arbeit abgedruckt werden, aber der Leser sollte verstehen können, was Sie gemacht haben. Sie sollten also die wesentlichen Ideen erläutern, die dem Programm zugrunde liegen. Sie sollten auch die grobe Struktur erklären und Schnittstellen auflisten, die für spätere Erweiterungen Ihres Programms wichtig sind. Interessante Algorithmen sollten Sie als Pseudocode angeben und erläutern. Die Formate von Eingabedateien sollten normalerweise formal beschrieben werden.
- Aus den genannten Gründen wäre seitenweise Fließtext für eine Arbeit in Informatik aus meiner Sicht nicht passend. Natürlich kann man auch in das umgekehrte Extrem verfallen, und z.B. sehr viel Quellcode abdrucken, oder unkommentierte Daten. Das wäre zwar formal, hilft aber alleine auch kaum zum Erkenntnisgewinn (mit vertretbarem Aufwand für den Leser). Wählen Sie einen vernüftigen Kompromiss, bzw. nutzen Sie Fließtext und formale Anteile, die sich gegenseitig ergänzen.
Länge der Arbeit
- 50 Seiten wären typisch und unauffällig.
- 80 Seiten sollten das Maximum sein.
- 30 Seiten wären möglich, wenn Sie mit nützlichen Erkenntnissen prall gefüllt sind. Letztendlich kommt es ja nicht auf die Anzahl Seiten, sondern den Inhalt an. Allerdings ist nach meiner bisherigen Erfahrung die Wahrscheinlichkeit des Durchfallens bei 30-Seiten-Arbeiten deutlich erhöht. Oft entstehen solche Arbeiten nicht, weil sich ein Student einfach besonders kompakt ausdrückt, sondern weil er zu spät angefangen hat, zu arbeiten.
- Wenn Ihre Arbeit eher am oberen Ende der möglichen Seitenzahl liegt, sollten Sie die Arbeit doppelseitig drucken. Wenn die Arbeit eher am unteren Ende liegt, wäre es vielleicht geschickt, sie einseitig zu drucken.
Programmcode, Anhang
- Kurze Stücke Programmcode (maximal eine Seite) könnten im Hauptteil der Arbeit abgedruckt werden, wenn sie zentrale Algorithmen oder Ideen enthalten. Natürlich sollte man die Idee erst in etwas leichter lesbarer Form darstellen, aber der Programmcode ist am Ende absolut präzise (sofern benutzte Klassen, Typen, Methoden auch erläutert sind).
- Sie können, müssen aber nicht, den vollständigen Programmcode im Anhang abdrucken. Die meisten Studenten machen es nicht. Der Programmcode ist ja auch auf der beigefügten CD. Wenn Sie aber auf bestimmte Teile besonders stolz sind, wäre es eine Möglichkeit, diese Teile hervorzuheben, indem Sie ausgewählten Programmcode abdrucken. Wenn es ohnehin nicht sehr viel ist, könnte man auch überlegen, es abzudrucken. Oder wenn Sie mehrere kleine Programme erstellt haben, könnte man eines exemplarisch abdrucken.
- Achten Sie insgesamt aber darauf, dass der Anhang nicht zu lang wird. Wenn Sie mehr als 20 Seiten Anhang planen, sollten Sie den Betreuer fragen. Sie brauchen überhaupt keinen Anhang zu haben.
- Der Gutachter ist nicht verpflichtet, den Anhang vollständig und genau zu lesen, aber es erhöht das Vertrauen in die Ergebnisse, wenn z.B. Messdaten, die im Hauptteil nur ausgewählt und zusammengefasst oder graphisch dargestellt sind, sich im Anhang nochmal ausführlich finden.
Literaturverzeichnis
- Sie brauchen unbedingt eine Reihe echter wissenschaftlicher Arbeiten von bekannten Konferenzen oder Zeitschriften. Wahrscheinlich liegt die minimale Anzahl bei 3 (mehr wären besser). Es ist aber auch wichtig, dass Sie diese Arbeiten auch wirklich gelesen haben, was Sie dadurch belegen, dass Sie in Ihrer Arbeit einen Absatz zum Inhalt schreiben.
- Es ist unethisch und wissenschaftlich unkorrekt, Zitate einfach abzuschreiben, ohne die zitierte Quelle wirklich gehabt zu haben, und zumindest zu überfliegen, ob sie die behaupteten Aussagen auch enthält. Wenn Sie unbedingt eine Quelle, die Sie nicht selbst geprüft haben, zitieren wollen, sollten Sie zumindest dazu schreiben "zitiert nach ..." (mit der Quelle, von der Sie das Zitat abgeschrieben haben).
- Sie müssen alle verwendete Literatur zitieren, natürlich auch Webseiten. Falls möglich (und erlaubt), laden Sie die Quellen herunter und speichern Sie sie auf der CD, die Sie mit Ihrer Arbeit abgeben. Es ist ja möglich, dass Webseiten verschwinden, oder stark verändert werden. Sie sollten ein Datum angeben, an dem Sie auf die Webseite zugegriffen haben. Es wäre auch nützlich, wenn das PDF Ihrer Arbeit klickbare Links zu den Quellen enthalten würde.
- Auch hier gilt:
Schauen Sie sich Ihr Literaturverzeichnis an,
bevor Sie einen Entwurf abgeben.
Ich werde es ganz sicher anschauen!
Wenn Sie BibTeX verwenden,
kann es passieren,
dass es die Titel in Kleinschreibung überführt.
Für englische Arbeiten wäre das ja auch richtig,
bis auf Worte wie „SQL”.
Diese müssen Sie in
{...}
einschließen, dann tastet BibTeX sie nicht an. Sie können auch\bibliographystyle{geralpha}
probieren. Dazu brauchen Sie\usepackage{german}
und\usepackage{bibgerm}
. BibTeX zeigt je nach Dokumenttyp auch nicht alle Felder, die Sie in die.bib
-Literaturdatenbank eingeben. Zum Beispiel sollten Sie nachprüfen, dass URIs für Webquellen auch in Ihrer Arbeit erscheinen. Schön wäre, wenn die Webadressen in Ihrem PDF anklickbar sind, so dass man sie nicht abtippen muss. - Falls Sie die Literaturliste wirklich manuell machen wollen, schauen Sie sich die Referenzen mehrerer wissenschaftlicher Arbeiten an, und imitieren Sie den Stil. Mindestens sollten Sie darauf achten, dass Sie die üblichen Angaben haben: Autor(en), Titel, Verlag, Jahr bei Büchern. Bei Beiträgen in einem Tagungsband noch zusätzlich den Namen des Tagungsbands (möglichst mit Herausgeber), und den Seitenbereich. Wenn das Buch in einer Reihe erschienen ist, gibt man meist auch die Reihe und die Nummer in der Reihe an, z.B. „LNCS 7494” für einen Band der „Lecture Notes in Computer Science” des Springer-Verlags. Bei Zeitschriften gibt es eine Jahrgangs-Nummer, und oft auch eine Nummer der Ausgabe innerhalb des Jahrgangs (oft in der Schreibweise „Volume:Issue”). Für einen Zeitschriften-Artikel wären also Autor, Titel, Zeitschrift, ggf. Jahrgangs-Nummer, ggf. Ausgaben-Nummer, Seitenbereich und Jahr (optional mit Monat) anzugeben.
- Falls Sie eine Webadresse zu einem Artikel wissen, geben Sie die mit an.
Prof. Dr. Stefan Brass | Impressum |